Jagdjuenger
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Jagdhunderassen

Jagdhunde erfüllen auf der Jagd sehr wichtige Aufgaben und sind für viele unterschiedliche Einsatzbereiche gezüchtet worden. Mittlerweile sind sie längst nicht mehr nur als treue Begleiter an der Seite von Jägern zu finden. Auch als Hof- und Begleithunde nehmen sie einen großen Stellenwert ein.

Hier erfährst du alles über die verschiedenen Jagdhunderassen, die großen Untergruppen und deren Eigenschaften und Besonderheiten.

Jagdhunderassen – alle Jagdhund auf einen Blick

Wer sich einen Jagdhund anschaffen will, sollte sich im Vorfeld umfangreich über ihn informieren. Nur wenn Wesen und Veranlagung zu dir und den bei dir gebotenen Herausforderungen passen, werdet ihr im Team glücklich werden.

Jagdhunderassen unterteilt in Einsatzgebiete

Jagdhunde werden in der Regel in ihre Einsatzgebiete unterteilt. So bilden sich Gruppen, deren Spezialfähigkeiten bereits im Namen enthalten sind.

Jagdhunde werde in die folgenden 6 Gruppen unterteilt:

Jede dieser Gruppen beinhaltet mehrere Jagdhunderassen. Sie alle wurden mit der Absicht gezüchtet, nützliche Helfer für die Jagd bereitstellen zu können. Doch kein Hund kann alle Einsatzbereiche ideal abdecken.

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Die Vorstehhunde

Vorstehhunde sind Jagdhunde, die vor allem für die Jagd im Feld gezüchtet wurden. Ihre Spezialität ist das Vorstehen, also das Anzeigen von Wild. Viele von ihnen sind jedoch auch für das Apportieren, die Schweißarbeit und das Stöbern zu begeistern.

Vorstehhunde werden wiederum in zwei Gruppen unterteilt: die kontinentalen Vorstehhunde und die Englischen und Irischen Vorstehhunde.

Unter den kontinentalen Vorstehhunden gibt es drei Typen:

  • Braque – kurzhaarig
  • Spaniel – langhaarig
  • Griffon – rauhaarig

Nachfolgend eine Liste aller anerkannter Vorstehhunderassen, geordnet nach Alphabet und Typ.

Kontinentale Vorstehhunde

Kontinentale Vorstehhunde des Typen “Braque”:

In Deutschland spielen vor allem der Deutsch Drahthaar, Deutsch Kurzhaar, Magyar Vizsla, Pudelpointer und Weimaraner jagdlich eine wichtige Rolle.

Kontinentale Vorstehhunde des Typen “Spaniel”

In Deutschland trifft man vor allem den Deutsch Langhaar und den Kleinen Münsterländer regelmäßig auf Jagden.

Kontinentale Vorstehhunde des Typen “Griffon”

Griffons sieht man hin und wieder auf Treibjagden. Insgesamt sind sie in Deutschland jedoch nicht weit verbreitet.

Englische und Irische Vorstehhunde

Stöberhunde

Stöberhunde haben die Aufgabe, Wild aufzustöbern und aus der Deckung zu bringen. Sie werden vor allem auf der Jagd auf Niederwild und Schalenwild eingesetzt und durchkämmen Schilf und Dickungen. Sie sind stets spurlaut, jagen häufig außer Sicht des Hundeführers und beunruhigen das Wild großflächig.

Die folgenden anerkannten Stöberhund-Rassen gibt es:

In Deutschland sind aus der Liste nur der English Cocker Spaniel, der Deusche Wachtelhund und der English Springer Spaniel vom Jagdgebrauchshundeverband anerkannt.

Der häufigste Vertreter auf Jagden in Deutschland ist der Deutsche Wachtelhund.

Apportierhunde (Retriever)

Apportierhunde werden auf der Jagd auf Niederwild eingesetzt. Ihre Aufgabe besteht darin, das erlegte Wild dem Hundeführer zu bringen / apportieren. Um das kostbare Wildbret nicht zu verletzen, haben sie besonders weiche und runde Zähne.

Die folgenden anerkannten Apportierhunderassen gibt es:

Die Retriever werden überwiegend in Revieren mit viel Federwild eingesetzt. Am häufigsten ist hier der Labrador Retriever bei der Arbeit zu bewundern.

Bracken oder jagende Hunde

Bracken sind die wahrscheinlich ältesten Jagdhunde der Welt. Und auch heute werden sie noch gerne auf der Jagd eingesetzt. Vor allem um Haarwild auf die Läufe und vor die Schützen zu bringen, sind sie ideal. Aufgrund ihres zuverlässiges Lautes hören diese das Wild rechtzeitig abwechseln und können die Bracke leicht lokalisieren.
Sie haben eine feine Nase und einen starken Finderwillen.

Nachfolgend eine Liste der anerkannten Bracken:

Bracken sind vor allem mit dem Aufkommen starker Schwarzwildbestände beliebter geworden. Auf Drückjagden sieht man die meisten Vertreter dieser Jagdhundegruppe regelmäßig.

Erdhunde

In die Gruppe der Erdhunde fallen alle Jagdhunderassen, die für die Jagd im Dachs- und Fuchsbau geeignet sind. Hier spielen vor allem der Brustumfang, die Größe, das Gewicht, die Wendigkeit und Wildschärfe eine Rolle. Auch zum Stöbern und für Nachsuchen werden sie gerne eingesetzt.

Nachfolgend eine Liste aller anerkannten Erdhunde:

Während der Lang- und Kurzhaarteckel nur noch selten gesehen wird, erfreuen sich die übrigen Erdhunderasse großer Beliebtheit auf der Jagd. Sie sind nicht nur bestens für das wichtige Prädatorenmanagement geeignet, sondern sind auch ideal, um Schwarzwild aus der Dickung zu drücken.

Schweißhunde

Leider liegt nicht jedes beschossene Stück Wild im Knall. Für die Arbeit nach dem Schuss wurden Schweißhunde gezüchtet. Vor allem in Gegenden mit einem hohen Schalenwildvorkommen sind sie beliebt. Sie haben eine besonders gute Nase, einen starken Spurwillen und die notwendige Härte, um krankes Wild zu stellen.

Einen Schweißhund abbzurichten und zu führen erfordert einen hohen Einsatz und anerkannte Nachsuchengespanne sind lokal sehr gefragt.

Nachfolgend eine Liste der anerkannten Schweißhunderassen:

Der häufigste Schweißhund ist der Bayerische Gebirgsschweißhund (BGS), doch auch den Hannoverschen Schweißhund (HS) sieht man regelmäßig im Einsatz.

Jagdhunde und deren Einsatzbereiche

Unter Jägern weiß man längst, dass Jagd ohne Hund Schund ist. Die verschiedenen Jagdhunderassen wurden alle als Arbeitshunde gezüchtet, bringen ganz individuelle Fähigkeiten mit und erfreuen sich daran, eingesetzt zu werden.
Je nach örtlichen Gegebenheiten, Wildvorkommen und Bedingungen schwankt ihre Popularität.

Durch die starke Abnahme der Niederwildbestände und der Zunahme der Schwarzwildbestände sind große Feldhunde aktuell weniger gefragt. In Regionen mit Kalamitätsflächen und Brombeerdickungen sind hingegen kleine und scharfe Jagdhunde hoch im Kurs.

Sie alle tragen dazu bei, dass Wildbestände reguliert, Wildkrankheiten eingedämmt und Tierleid vermieden wird.

Auch moderne Technik wie beispielsweise die Wärmebildkamera kann die feine Nase und den Finderwillen des Jagdhundes nicht ersetzen.

Nicht zuletzt bereitet die Jagd mit dem Hund große Freude. Die Verbundenheit von Jäger/Jägerin und Hund ist einzigartig und gemeinsam ist man ein unschlagbares Gespann.
Viele Jagdhunderassen sind in letzter Zeit stark in Mode gekommen und aufgrund der ausufernden Welpenpreise finden sich zahlreiche Züchter, die die Hunde auch an Nichtjäger verkaufen. Diese kaufen die Hunde jedoch nicht aufgrund ihrer Veranlagung, sondern lediglich wegen der Optik. Häufig führt das zu Problemen, da der Hund nicht seiner Passion nachgehen kann und unterfordert ist.
Ungehorsam, Aggressivität und ein von Frust geprägtes Miteinander sind die Folgen.

Die Geschichte der Jagdhunde

Der Hund war das erste domestizierte Tier. Hund und Mensch bilden schon seit tausenden Jahren eine Einheit.

Man geht davon aus, dass friedliche, wildlebende Wölfe irgendwann von Menschen aus Gründen des Schutzes geduldet wurden, während aggressive Wölfe getötet wurden. So entwickelten sich mit der Zeit gefolgsame Tiere, die den Jägern und Sammlern nützlich waren.

Die älteste Darstellung eines Jagdhundes findet sich auf einem Trinkkrug, der aus dem 4. Jahrtausend vor Christus stammt. Damit ist sie etwa 6.000 Jahre alt.

Mensch und Hund lernten, dass sie voneinander profitieren können. Hunde boten Schutz und in Kooperation konnte mehr Beute zuverlässig erlegt werden.

Da Menschen die gewünschten Eigenschaften der Hunde indirekt förderten, indem sie diese duldeten und sie sich aufgrund räumlicher Nähe miteinander paarten, wurden diese gewünschten Eigenschaften immer häufiger bei den Nachkommen beobachtet.
Die ersten, die eine planmäßige Zucht betrieben, waren die Römer. Sie ordneten Hunde in folgende Gruppen ein

  • Venatici – Jagdhunde
  • Villatici – Wachhunde
  • Pastrolares – Hirtenhunde

Die Jagdhunde unterteilten sie wiederum in diese Untergruppen:

  • Sagaces – Hunde die eine Wildspur halten
  • Pugnaces – Hunde die Wild packen
  • Celeres – sichtig jagende Hunde

Dies setzte wahrscheinlich den Grundstein für die noch heute gültige Unterteilung der Jagdhunde.

Jagdhunderassen – abschließende Worte

Hundeleute sind fasziniert von der in Europa betriebenen Jagdhundezucht und den einzigartigen Fähigkeiten der verschiedenen Jagdhunderassen. Sie bringen den Jägern und der Gesellschaft einen immensen Mehrwert und sind ein großes kulturelles Erbe. Wir haben die Aufgabe es zu bewahren und weiter zu perfektionieren, damit auch zukünftige Generationen in den Genuss von treuen und hilfreichen Jagdhunden mit viel Schneid und Verstand kommen können.