Jagdjuenger
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Vorstehhunde – Rassen, Fähigkeiten und Fachwissen

Hier erfährst du alles über Vorstehhunde. Wir stellen dir alle Rassen vor, sprechen über die wichtigsten Eigenschaften dieser Untergruppe der Jagdhunde, welche Fähigkeiten sie mitbringen und erläutern die Geschichte und die jagdliche Relevanz. Zudem werden wir klären, welche Vorstehhunde familientauglich sind und zudem auf dem Hof gehalten werden können.

Vorstehhunde – die größte Gruppe der Jagdhunde

Zahlenmäßig sind die Vorstehhunde die größte Untergruppe der Jagdhunderassen. Insgesamt gibt es 36 Vorstehhunderassen, die in Deutschland anerkannt sind. An der großen Variation erkennt man die Beliebtheit der Vorstehhunde. Ihnen kommt eine große Bedeutung zu und sie sind weltweit sehr verbreitet.
Unter den Vorstehhunden gibt es große Unterschiede, aber auch viele Überschneidungen.
Die folgenden Vorstehhunderassen sind in Deutschland anerkannt:

Kontinentale Vorstehhunde des Typen “Braque”:

  • Altdänischer Vorstehhund
  • Bracco Italiano
  • Braque de l’Ariège
  • Braque du Bourbonnais
  • Braque d’Auvergne
  • Braque francais
  • Braque Saint-Germain
  • Deutsch Drahthaar
  • Deutsch Kurzhaar
  • Deutsch Stichelhaar
  • Magyar Vizsla Drahthaar
  • Magyar Vizsla Kurzhaar
  • Perdiguero Portuguese
  • Perdiguero de Burgos
  • Pudelpointer
  • Weimaraner

Kontinentale Vorstehhunde des Typen “Spaniel”

  • Deutsch Langhaar
  • Drentse Patrijshond
  • Epagneul Bleu de Picardie
  • Epagneul Breton
  • Epagneul de Pont-Audemer
  • Epagneul Francais
  • Epagneul Picard
  • Großer Münsterländer
  • Kleiner Münsterländer
  • Stabyhoun

Kontinentale Vorstehhunde des Typen “Griffon”

  • Böhmischer Rauhbart
  • Griffon Korthals
  • Slowakischer Rauhbart
  • Spinone Italiano

Englische und Irische Vorstehhunde

  • Gordon Setter
  • English Pointer
  • English Setter
  • Irish Red Setter
  • Irish Red and White Setter

Was macht einen Vorstehhund aus?

Die herausragende Eigenschaft der Vorstehhunde ist das Vorstehen. Beim Vorstehen reagiert der Hund auf Witterung von Wild. Er signalisiert, dass sich vor Ihm Wild befindet, indem er erstarrt, die Quelle der Witterung (das Wild) fokussiert und eine hohe Körperspannung aufbaut.
Auf diese Weise kann der Jäger oder die Jägerin am Verhalten des Hundes erkennen, ob und wo Wild im Feld ist und sich schussbereit machen.
Nur Vorstehhunde zeigen dieses Verhalten und sind daher besonders auf der Niederwildjagd von unschätzbarem Wert
Das Vorstehen ist ein angewölftes Verhalten. Jedoch ist Training und Erfahrung notwendig, um konsequent dem Reiz des Einspringens zu widerstehen und um zu lernen, dass nur in Kooperation mit dem Jäger Beute gemacht werden kann.

Anbei ein Video von einem Vorstehhund beim Vorstehen und Nachziehen
https://www.youtube.com/watch?v=SR89Zozbe6o
Neben dem Vorstehen bringen Vorstehhunde viele weitere Fähigkeiten mit. Grundlegend handelt es sich bei ihnen um Vollgebrauchshunde, was bedeutet, dass sie in allen jagdliche Bereichen – mit Ausnahme der Baujagd – eingesetzt werden können

Einsatzbereiche der Vorstehhunde

Vorstehhunde arbeiten am liebsten im Feld und auf Grünland. Hier können sie effizient Wild suchen und es dem Jäger oder der Jägerin anzeigen.

Die Arbeit vor dem Schuss umfasst die folgenden Aufgabenbereiche:

  • Suchen von Wild, beispielsweise mittels Quersuche
  • Stöbern in Dickungen
  • Vorstehen und Nachziehen
  • Ist der Schuss gebrochen, können Vorstehhunde für die folgenden Arbeiten eingesetzt werden:
  • Apport von erlegtem Wild
  • Nachsuche auf der Schweißfährte
  • Verlorensuche von beschossenem Wild
  • Runterziehen von krankem Wild

Das Anforderungsprofil an einen Vorstehhund ist sehr breit und erfordert ein vielseitiges Training. Einige der anfallenden Aufgaben sorgen dafür, dass die Leistung in einem anderen Aufgabenbereich gemindert werden kann.
Ist bei einer Quersuche beispielsweise ein schneller Galopp mit hoher Nase gewünscht, ist bei der Schweißarbeit Ruhe und eine tiefe Nase gewünscht.

Unterschiede der verschiedenen Vorstehhunde

Auch wenn alle Vorstehhunde das Vorstehen im Blut haben, gibt es Vorstehhunderassen, die sich eher zum Allrounder eignen und solche, die grundlegend Spezialisten sind. Zudem unterscheiden sie sich in Größe, Statur und Haarkleid.
Je nach persönlichen Vorlieben, Gelände, vorkommenden Wildarten und Verfügbarkeit weiterer Jagdhunde sind andere Vorstehhunderassen empfehlenswert.

Prüfungen für Vorstehhunde

Vorstehhunde kann man auf eine Vielzahl von Prüfungen führen. Welche davon notwendig und erforderlich sind, entscheidest du als Hundeführer.
In jedem Fall ist es ratsam, die Brauchbarkeitsprüfung mit dem vierbeinigen Jagdhelfer abzulegen. In dieser Prüfung müsst ihr als Team unter Beweis stellen, dass die Mindestanforderungen für den jagdlichen Einsatz erfüllt werden.
Zu dieser Prüfung sind nicht nur Vorstehhunde, sondern alle anerkannten Jagdhunderassen zugelassen. Je nach Bundesland und Jagdhaftpflichtversicherung ist sie zudem notwendig, um den Hund beim jagdlichen Einsatz zu versichern.
Die Brauchbarkeitsprüfung können Hunde jeden Alters ablegen. Meist führt man den Hund jedoch zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr auf die Brauchbarkeit.
Für Vorstehhunde ist in der Regel die Verbands-Jugend-Prüfung (VJP), auch Jugendsuche genannt, die erste Prüfung. Im Anschluss folgt die Verbands-Herbst-Zuchtprüfung (HZP) und danach die Verbands-Gebrauchsprüfung (VGP) als Meisterprüfung.
Bei Vorstehhunden wird zudem Wert auf die Bringtreue (Btr), einen Härtenachweis (HN) und einen Lautnachweis gelegt.
Einige Hundeführer führen ihre Vorstehhunde auch auf die Verbands-Schweißprüfung (VSwP).
Es gibt noch viele weitere Prüfungen, auf die Vorstehhunde geführt werden können und im Anschluss mit einem Leistungsabzeichen im Zuchtbuch honoriert werden. Hier entscheidet jeder Hundeführer selbst, wie viel Wert darauf gelegt wird.

Welche Aufgaben übernehmen Vorstehhunde nicht?

Grundlegend sind Vorstehhunde Vollgebrauchshunde. Sie können demnach alle Arbeiten vor und nach dem Schuss übernehmen. Kategorisch ausgeschlossen ist lediglich die Baujagd, was einem zu großen Umfang des Brustkorbes geschuldet ist. Vorstehhunde passen nicht in Bauten.

Sind Vorstehhunde gute Familienhunde?

Ob ein Vorstehhund ein guter Familienhund ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Gemüter der verschiedenen Rassen sind dazu zu unterschiedlich. Prinzipiell bin ich der Meinung, dass jeder Hund ein Familienhund sein kann, wenn er konsequent erzogen wird. Dennoch gibt es mit Sicherheit Rassen, bei denen diese Arbeit leichter fällt als bei anderen.
Wie familientauglich die verschiedenen Vorstehhunderassen sind, erfährst du in dem jeweiligen Rasseprofil.

Abschließende Worte

Vorstehhunde sind faszinierende Jagdbegleiter, mit denen du mit Sicherheit unvergessliche Momente erleben wirst. Bei keiner anderen Jagdhundegruppe ist das Zusammenspiel zwischen Jäger und Hund so intensiv. Allerdings sind die Ansprüche an einen Vorstehhund aufgrund des sehr vielseitigen Anforderungsprofils hoch. Um einen Vorstehhund abrichten zu können und ihn auf die Meisterprüfung zu führen, brauchst du nicht nur viel Zeit und Passion, sondern auch passende Übungsreviere, Schleppwild, Schweiß und Nerven aus Drahtseil.