Wenn du aus der Jagdschule kommst und deinen ersten Jagdschein löst, kannst du stolz auf dich und das Erreichte sein. Du solltest dennoch akzeptieren, dass du noch sehr viel zu lernen hast. Den Jagdschein zu erlangen ist nur der erste Schritt. Die Jagd ist ein sehr komplexes Themengebiet und nach dem grünen Abitur warten viele weitere Jahre des Lernens auf dich.
Der Jagdscheinkurs bereitet dich lediglich auf die Jagdscheinprüfung vor, doch um ein guter und erfolgreicher Jäger zu sein, wirst du deutlich mehr Wissen und praktische Erfahrung benötigen.
Hier zeigen wir dir, in welchen Themenbereichen du dich fortbilden solltest und welche Seminare es dafür gibt.
Das findest du in diesem Artikel
Häufig ist das Lernen nach dem Jagdschein erstmal vorbei und Jäger freuen sich auf die Praxis. Wer bereits jagdliche Erfahrung und viele Jäger im Freundeskreis hat, kann damit gut fahren. Ist man allerdings der erste Jäger, oder vermisst noch jagdlichen Anschluss, ist das eine große Herausforderung.
Wir haben die wichtigsten Bereiche der Jagdpraxis aufgelistet, damit du selbst prüfen kannst, wo bei dir noch Fortbildungsbedarf besteht.
Viel Freude bereiten jagdliche Traditionen, die uns unser gesamtes Leben begleiten werden. Auf vielen Jagden sind sie fester Bestandteil des Waidwerks und gehören beherrscht. Dazu zählen beispielsweise Brüche und Bruchzeichen, die Waidmannssprache, Jagdhornsignale, das Legen der Strecke und die Ehrerbietung dem Wild gegenüber.
Wer in einer Jägerfamilie aufwächst, wird meistens dahingehend geprägt. Wer allerdings neu in der Welt der Jagd ist, muss sich damit intensiv beschäftigen.
Jagdliches Brauchtum und Jägerspräche – Walter Frevert
Immer mehr Jäger gehen auf die Jagd, um ein hochwertiges Lebensmittel ernten und produzieren zu können. Doch die handwerklichen Notwendigkeiten werden im Jagdscheinkurs nur angerissen.
Du musst lernen, wie du ein Stück Wild im Liegen und Hängen hygienisch aufbrichst. Im Anschluss muss es abgehangen und zu einem fertigen Lebensmittel verarbeitet werden. Das Zerwirken ist eine Aufgabe, die ein Jäger oder eine Jägerin beherrschen sollte. Sie beinhaltet das Trennen des Wildbrets vom Knochen und das korrekte Portionieren für den Einsatz in der Küche.
Entweder wendest du dich dazu an einen erfahrenen Jäger, oder besuchst ein Seminar, das meist von einem Metzger angeboten wird.
Die Routine entwickelt sich jedoch erst später in der Praxis, wenn du einige Stücke selbst aufgebrochen und zerwirkt hast. Scheu dich also nicht vor dieser Arbeit, sondern freue dich über jede Gelegenheit deine Fertigkeiten zu verfeinern.
Waidmännische Jäger gehen nicht nur auf die Jagd, um Beute zu machen. Sie wollen den Wildbestand hegen und einen Beitrag dazu leisten, dass eine gesunde und artenreiche Population entstehen kann. Um das zu erreichen, ist das Ansprechen unabdingbar. Dabei bestimmt man aufgrund optischer Merkmale und des Verhaltens, welches Geschlecht, Alter und Veranlagung ein Stück Wild hat. Diese Informationen werden im Anschluss herangezogen, um zu entscheiden, ob es erlegt werden sollte oder nicht.
Das Ansprechen kann komplex sein und als Jäger arbeiten wir stets mit unvollständigen Informationen. Neben wildbiologischem Fachwissen ist hier viel Erfahrung notwendig, denn meist bleibt wenig Zeit.
Bücher, Videos und Seminare können dir dabei helfen, ein erstes Gefühl beim Ansprechen zu bekommen. Doch Sicherheit wirst du nur in der Praxis erlangen.
Hier führt kein Weg daran vorbei, sich von einem erfahrenen Jäger oder einer erfahrenen Jägerin begleiten zu lassen. Er kann dir vor Ort vermitteln, worauf es ankommt und auf welche Merkmale du achten musst.
Die Altersansprache des Schalenwilds: Sicher ansprechen – waidgerecht jagen
Hochsitze spielen auf der Jagd eine wichtige Rolle bei der Bejagung der meisten Wildarten. Sie zu bauen und zu unterhalten ist handwerklich anspruchsvoll und bedarf einiger Erfahrung. In aller Regel sind sie aus Holz gefertigt und bei dem Bau und der Instandsetzung sind einige Dinge zu beachten.
Wer sich mit den handwerklichen Notwendigkeiten auskennt, ist auf der Jagd gefragt und auch wenn du eines Tages ein eigenes Revier pachten wirst, steht die Arbeit an den Hochsitzen regelmäßig auf deiner Aufgabenliste.
Es gibt Seminare und Fortbildungen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Praktische Routine wirst du bekommen, indem du regelmäßig deine Hilfe anbietest und Hand anlegst.
Beim Jagen geht es bei Weitem nicht nur um das Schießen, doch jeder Jäger muss zwingend ein sicherer Schütze sein. Wer sich dazu entscheidet, den Finger krumm zu machen, braucht das notwendige Selbstvertrauen und die entscheidende Übung, um sicher einen tödlichen Treffer antragen zu können.
Daher ist es ungemein wichtig, dass du als Jägerin oder Jäger regelmäßig den Schießstand aufsuchst und hier trainierst.
Mit der Büchse solltest du vor allem den laufenden Keiler üben und Gast in einem Schießkino sein. Auch aufgelegt und angestrichen zu schießen können ist ein essentieller Teil des Jägerseins.
Mit der Flinte umzugehen lernst du ebenfalls am besten auf dem Schießstand. Trap, Skeet und Parcour sind die Disziplinen, die du regelmäßig üben solltest.
Nicht immer liegt ein beschossenes Stück Wild im Knall. Im Anschluss ist die Unsicherheit und Nervosität extrem und man möchte schnell wissen, was mit dem Stück Wild ist und ob es eventuell erlöst werden muss. Doch hier können viele Fehler unterlaufen.
Wichtig ist, dass du den Anschuss kontrollieren und die Pirschzeichen lesen kannst. Häufig gibt dieser Informationen über den Treffersitz preis und ein erfahrener Jäger weiß, was zu tun ist.
Von einer sofortigen Nachsuche zu Fuß bis hin zum Warten oder dem Rufen eines Schweißhundeführers sind alle Möglichkeiten offen. Wer sich hier falsch entscheidet, riskiert nicht nur die Beute zu verlieren, sondern kann ungewollt Tierleid fördern.
Aus diesem Grund sollte jeder Jäger ein Anschussseminar besucht haben und auf diese Weise lernen, zu welchen Pirschzeichen welcher Treffersitz führt.
Wildschäden sind auf der Jagd ein leidiges Thema. Wild sorgt regelmäßig für Schaden im Feld und Forst. Während vor allem Rehwild im Wald für Verbiss sorgt, sind Rot- und Schwarzwild für die meisten Schäden im Feld verantwortlich.
Grundlegend ist die Jagdgenossenschaft dafür zuständig, Wildschäden zu regulieren. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Jagdrevieren ist es allerdings üblich geworden, auch den Jäger mit zur Kasse zu bitten.
Immer wieder kommt es zu Streit um die Höhe des entstandenen Wildschadens. Wer keine Ahnung hat, muss entweder der Schätzung des Land- oder Forstwirtes vertrauen, oder einen Gutachter beauftragen. Deutlich sinnvoller ist es jedoch, sich selbst mit dieser Thematik vertraut zu machen.
Egal ob in einem Wald- oder Feldrevier: Was auf dem Feld passiert, hat großen Einfluss auf das Wild. Als Jäger musst du verstehen, welche Feldfrüchte für welches Wild interessant sind. Welche davon bieten Deckung und welche Äsung? Zu welchem Zeitpunkt ist die Saat, wann kommmen sie in die Milchreife und wann werden sie geerntet?
Auch Zwischenfrüchte, Heckenpflanzen, Gräser & Co sollten bekannt sein, um zu verstehen, wie das Wild zieht und sich verhält.
Als Jäger solltest du dich auch im Wald und Forst auskennen. Zumindest die wichtigsten Baumarten musst du bestimmen können und verstehen, wie sie dem Wild dienen. Zudem hilft es, wenn du dich in den Förster hineinversetzen kannst. Wann macht er wo Holz, was passiert im Anschluss und wie wird das Wild darauf reagieren? Wo ist mit Verbiss zu rechnen und wie kannst du einen Beitrag dazu leisten, dass er gering ausfällt?
Die Jagd ist kein Zeitvertreib. Niemand hat etwas davon, wenn du den ganzen Tag und die ganze Nacht auf dem Hochsitz verbringst. Deutlich sinnvoller ist es, wenn du das Wild wenig beunruhigst und effizient Beute machst. So gönnst du dem Wild Ruhe und kannst deinen Zeitaufwand deutlich reduzieren.
Wie das funktioniert, muss jedoch erlernt werden. Dazu musst du dich mit der Wildbiologie beschäftigen, das Revier kennenlernen und vor allem Erfahrung sammeln.
Es gibt verschiedene Methoden, das zu erlernen und ständigen Fortschritt zu erzielen.
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