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Der Wolf – Zahlen, Entwicklungen, Problemfelder und 3 Szenarien

Der Wolf sorgt in Deutschland für großes Aufsehen. Die einen heißen ihn willkommen, andere haben unter ihm zu leiden. In der Vergangenheit haben sich große Spannungen zwischen Wolfsbefürwortern und Wolfskritiker aufgebaut. Hier präsentieren wir aktuelle Zahlen und Fakten zum Wolf, wagen einen Blick in die Zukunft und zeigen drei mögliche Szenarien auf, wie wir als Gesellschaft mit dem faszinierenden Raubwild umgehen können.

Der Wolf – Zahlen, Entwicklungen, Problemfelder und 3 Szenarien

Das findest du in diesem Artikel

    Die Geschichte des Wolfes

    Der Wolf ist der größte Vertreter der Familie der Hunde. Er ist ein Raubtier, dessen Geschichte eng mit der des Menschen verwoben ist. Seit wann es Wölfe auf der Erde gibt, ist nicht eindeutig geklärt. Die meisten Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass der Wolf seit etwa 1,5 Millionen Jahren seine Fährten zieht.

    Seinen Ursprung hat er in Nordamerika. In Eurasien kam er wahrscheinlich vor 400.000 Jahren an.

    Ein markantes Datum der deutschen Geschichte des Wolfes ist der 27.02.1904. An diesem Tag wurde der “Tiger von Sabrodt”, der offiziell letzte Wolf auf deutschem Gebiet, in der Lausitz erlegt. Die Freude darüber war groß.

    Zwischen 1904 und 1990 wurden 22 eingewanderte Wölfe erlegt, davon 13 in der DDR und 9 in der BRD.

    Mit der Wiedervereinigung von Deutschland im Jahre 1990 wurde der Wolf flächendeckend unter Naturschutz gestellt und eine Bejagung untersagt. Von nun an kam es zu gelegentlichen Einwanderungen, bis im Jahr 2000 erstmals nachgewiesen werden konnte, dass in der sächsischen Lausitz Wolfswelpen geboren wurden.

    Mittlerweile hat sich der Wolf nahezu flächendeckend in Deutschland verbreitet. 

    Seit die Zahl der Sichtungen in besiedelten Gebieten und die Häufigkeit der Nutztierrisse zunimmt, entstehen emotionale Diskussionen darüber, wie ein Zusammenleben mit dem Wolf in Zukunft aussehen könnte.

    Wie viele Wölfe gibt es in Deutschland

    Offizielle Statistiken zur Anzahl der in Deutschland lebenden Wölfe werden seit dem Jahr 2000 geführt. Anlass dazu gab das erste bestätigte Wolfsrudel, welches in der Lausitz lokalisiert wurde.

    In den offiziellen Statistiken tauchen Wolfsrudel, Wolfspaare und Einzeltiere auf.

    Während von 2000 bis 2004 lediglich das Lausitzer Rudel bestätigt werden konnte, entstand im Jahr 2004/2005 das zweite Paar und gründete im Anschluss das zweite deutsche Wolfsrudel. Seitdem hat die Populationsentwicklung an Dynamik gewonnen und Jahr für Jahr konnten Zuwächse verzeichnet werden.

    Über die Anzahl der in Deutschland lebenden Wölfe gibt es keine verlässliche Daten, da Wolfswelpen hier keine Beachtung finden. Der überwiegende Teil der Wölfe lebt in einem Rudel. Wie viele Individuen jedoch das jeweilige Rudel bilden, ist unbekannt.

    Da die verschiedenen Schätzungen von unterschiedlichen Rudelgrößen ausgehen, variieren die Ergebnisse.

    Wahrscheinlich lebten in Deutschland zum Dezember 2022 zwischen 1.200 und 2.100 Wölfe.

    Jahr

    Rudel

    Differenz Vorjahr

    Paare

    Differenz Vorjahr

    Einzeltiere

    Differenz Vorjahr

    Wölfe (geschätzt)

    2000

    1

    -

    0

    -

    0

    -

    8

    2001

    1

    -

    0

    -

    0

    -

    8

    2002

    1

    -

    0

    -

    1

    +1

    9 (+1)

    2003

    1

    -

    0

    -

    1

    -

    9

    2004

    1

    -

    2

    +2

    0

    -1

    10 (+1)

    2005

    2

    +1

    1

    -1

    0

    -

    20 (+10)

    2006

    3

    +1

    0

    -1

    1

    +1

    25 (+5)

    2007

    3

    -

    3

    +3

    2

    +1

    32 (+7)

    2008

    5

    +2

    3

    -

    4

    +2

    50 (+18)

    2009

    7

    +2

    2

    -1

    4

    -

    64 (+14)

    2010

    7

    -

    7

    +5

    6

    +2

    76 (+12)

    2011

    14

    +7

    5

    -2

    4

    -2

    126 (+50)

    2012

    17

    +3

    12

    +7

    3

    -1

    163 (+37)

    2013

    25

    +8

    12

    -

    4

    +1

    228 (+65)

    2014

    32

    +7

    19

    +7

    6

    +2

    300 (+72)

    2015

    47

    +15

    21

    +2

    4

    -2

    442 (+122)

    2016

    60

    +13

    24

    +3

    3

    -1

    531 (+89)

    2017

    77

    +17

    42

    +20

    4

    +1

    704 (+173)

    2018

    105

    +28

    42

    -

    12

    +8

    900 (+196)

    2019

    131

    +26

    47

    +5

    10

    -2

    1.152 (+252)

    2020

    158

    +27

    35

    -12

    22

    +12

    1.356 (+204)

    2021

    161

    +3

    44

    +9

    21

    -1

    1.397 (+41)

    Balkendiagram Rudel, Paare, Einzeltiere und Wölfe (geschätzt)

    Wie entwickeln sich die Wolfszahlen?

    Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass der Zuwachs an Wölfen bisher nicht linear, sondern exponentiell erfolgte. Je mehr Wölfe in Deutschland waren, desto größer war auch der Zuwachs, was wiederum zu einem beschleunigten Zuwachs im Folgejahr geführt hat.

    In der Regel besteht ein Wolfsrudel aus einer Wölfin und einem Wolfsrüden, sowie deren Nachkommen. Die Wölfin bringt nach einer Tragezeit von ~ 63 Tagen zwischen 2 und 10 Welpen auf die Welt.

    Mit etwa 2 Jahren verlassen sie das Rudel auf der Suche nach einem eigenen Territorium und einem Partner.

    Die Reproduktionsrate der Wölfe ergibt sich aus dem gewölften Zuwachs (Welpen) und der Sterberate der Wölfe. Je nach Quelle wird diese auf 33 – 35 % pro geschätzt.

    Das bedeutet, dass ein Bestand von 100 Wölfen im Durchschnitt innerhalb eines Jahres auf 133 – 135 Wölfe anwächst. Im Folgejahr würde sich bei gleichbleibender Reproduktionsrate ein Bestand von 176,9 – 182,25 ergeben.

    Nachfolgend findest du die geschätzten Populationszahlen bis 2030 in Deutschland, unter Annahme einer Reproduktionsrate von 33% pro Jahr:

    Jahr

    Anzahl Wölfe (prognostiziert)

    2022

    1.858

    2023

    2.471 (+613)

    2024

    3.286 (+815)

    2025

    4.370 (+1.084)

    2026

    5.813 (+1.443)

    2027

    7.732 (+1.919)

    2028

    10.283 (+2.551)

    2029

    13.677 (+3.394)

    2030

    18.190 (+4.513)

    Diagram Prognostizierte Wolfsentwicklung

    Wie viele Wölfe können in Deutschland leben?

    Wie viele Wölfe in Deutschland leben können, hängt vor allem davon ab, wie viele Regionen es gibt, in denen ausreichend Deckung und Nahrung zu finden ist. Wie viele Wölfe maximal gleichzeitig in Deutschland leben können, ist eine vieldiskutierte Frage. Wenn wir jedoch den Wolf als Wildtier hier dulden wollen, ist es wichtiger zu klären, bei wie vielen Exemplaren ein günstiger Erhaltungszustand der Art gegeben ist und möglichst wenige Schäden auftreten.

    Die deutsche Wolfspopulation besteht großteils aus abgewanderten Tieren aus Osteuropa. Dass diese dort abgewendet sind, spricht dafür, dass dort bereits eine Obergrenze für dortige Habitate erreicht wurde.

    Da sich der Wolf so lange vermehrt, wie er ausreichend Futter für seine Nachkommen findet, ist davon auszugehen, dass noch lange kein natürlicher Stop der Reproduktion eintreten wird. Hohe Bestände an Wild und Nutzvieh tragen dazu bei, dass sich davon temporär viele tausend Wölfe ernähren können.

    Wann der günstige Erhaltungszustand erreicht ist, formuliert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ausgesprochen schwammig.

    So heißt es dort konkret:

    Auf den Wolf übertragen, lässt sich der günstige Erhaltungszustand wie folgt formulieren: Wölfe leben jetzt und auch in Zukunft überall dort, wo sie von Natur aus leben können; der Lebensraum und das Nahrungsangebot jetzt und auch zukünftig wird ausreichen, um das Überleben der Wölfe langfristig zu sichern. Die Anzahl der Wölfe ist außerdem ausreichend groß, dass die Wölfe auch in Zukunft nicht wieder aussterben können, zum Beispiel durch Krankheiten, Verkehrsunfälle oder Wilderei. Für die Bewertung und Einstufung des Erhaltungszustandes sind demnach mehrere Merkmale von Bedeutung: das natürliche Verbreitungsgebiet, der Bestand (“Population”), der Lebensraum und die Zukunftsaussichten. Bei der Ermittlung des Gesamturteils ist wesentlich, welches dieser vier Einzelmerkmale am schlechtesten ausgeprägt ist.

    bmuv.de

    Dazu sei gesagt, dass die Einstufung mit Daten aus den Jahren 2013 – 2018 erfolgte, als der Bestand bedeutend geringer war als heute.

    Wo leben die Wölfe in Deutschland?

    Mittlerweile kommen Wölfe in Deutschland in nahezu jedem Bundesland vor. Besonders stark sind sie jedoch im Osten und Norden des Landes verbreitet. Vor allem Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern haben große Bestände an wildlebenden Wölfen. Doch auch in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Schleswig-Holstein, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg sind Wolfterritorien bekannt.

    Wie haben sich die Wolfsrisse entwickelt

    Wo sich Wölfe ausbreiten, kommt es zu Übergriffen auf Weidetiere. Im Laufe der Zeit hat sich gezeigt, dass eine wachsende Wolfspopulation auch zu einer starken Zunahme der Risse führt.

    Während im Jahr 2010 etwa 50 Wölfe in Deutschland beheimatet waren und für etwa 100 getötete Nutztiere sorgten, sind die Zahlen stark angestiegen.

    2020, also 10 Jahre später, hat sich die Zahl der Wölfe um Faktor 18 erhöht. Diese knapp 900 Wölfe sorgten 2020 für etwa 3.400 gerissene Weidetiere.

    Entwicklung vom Wolf getötete Weidetiere

    Es liegt auf der Hand, dass mehr Wölfe zu mehr Wolfsrissen führen. Vor allem in Regionen mit einem hohen Wolfsvorkommen ist zu beobachten, dass der Rückgang an Wildtieren dazu führt, dass vermehrt Weidetiere gerissen werden.

    Entwicklung Wolfspopulation und gerissene Weidetiere

    Errechnet man nun, wie viele Risse je Wolf im arithmetischen Mittel festgestellt wurden, kann man anhand der prognostizierten Wolfspopulation einen Blick auf die uns bevorstehenden Wolfsrisse der nächsten Jahre werfen.

    Hier zeigt sich, dass sich die Anzahl der Wolfsrisse von 3.913 im Jahr 2020 auf über 16.000 im Jahr 2023 mehr als vervierfachen wird.

    Wie viel Geld wird für den Wolfsschutz ausgegeben?

    Viele der in Deutschland beheimateten Wildtiere verursachen finanzielle Schäden. Rehe verbeißen beispielsweise junge Triebe, was einen finanziellen Ausfall für die Waldbesitzer bedeutet. Wildschweine graben im Grünland nach Würmern und Egerlingen, fressen sich im Maisfelder satt und suchen auch Weizenfelder auf. Je nach Bundesland und Jagdpachtvertrag kommt für diese Schäden der Jäger oder die Gemeinschaft der Landeigentümer auf.

    Da der Wolf unter Naturschutz steht und nicht bejagt werden darf, ist es aktuell der Staat oder das Land, das eine Kompensation gewährt. Getroffene Schutzmaßnahmen vorausgesetzt, werden die Schäden bis zu 100% erstattet. Das gilt allerdings nur für direkte Schäden. Indirekte Schäden, beispielsweise ausbleibender Nachwuchs, trägt der Viehhalter selbst.

    Der Landesbauernverband Brandenburg hat errechnet, dass jeder im Bundesland vorkommende Wolf im Durchschnitt Kosten in Höhe von 6.600 € im Jahr verursacht. Somit beliefen sich die Kosten für die etwa 400 in Brandenburg lebenden Wölfe im Jahr 2020 auf 2,6 Millionen Euro.

    Nur ein Teil der Summe ist auf Ausgleichszahlungen für geschädigte Landwirte zurückzuführen. Auch Unterstützungen für Präventivmaßnahmen und die Begutachtung der Wolfsrisse sind stark gestiegen und belasten den Haushalt. 

    Ausgleichszahlungen Wolf in 1.000 € je Jahr

    Ermittelt man die Ausgleichszahlungen pro Wolf und wirft einen Blick auf die prognostizierte Wolfbestandsentwicklung, lässt sich eine Hochrechnung der auf uns zukommenden Ausgleichszahlungen der nächsten Jahre erstellen.

    Das Diagram zeigt deutlich, dass die notwendigen Ausgleichszahlungen bis zum Jahr 2030 enorm steigen werden.

    Verstecke Kosten der Rückkehr der Wölfe

    Die Rückkehr des Wolfes verursacht nicht nur direkte Kosten. Auch indirekte Kosten sind von uns als Gesellschaft oder von den Betroffenen zu tragen. Vor allem in Heiden und Almlandschaften wird es zunehmend schwieriger, die zum Erhalt des Habitates notwendige Beweidung von Schafen durchführen zu lassen. Es droht, dass diese wichtigen Lebensräume zunehmend verwalden und im Anschluss keinen Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tierarten mehr bieten.

    Ein weiterer Schaden ist, dass in Wolfsterritorien der Bestand an Wildtieren stark reduziert wird. Das hat zur Folge, dass dort weniger Fleisch durch die Jagd produziert werden kann. Der Wegfall dieses sehr nahrhaften, ökologischen und lokalen Lebensmittel hat zur Folge, dass der Bedarf an industriell hergestellten Fleisch steigt. Das belastet die Umwelt, treibt die Preise in die Höhe und widerstrebt den Bemühungen für mehr Tierwohl.

    Durch den gesunkenen Wildtierbestand verliert das Jagdrecht in Wolfsterritorien seinen Wert, was die Einnahmen über die Jagdsteuer schmälert. Diese ist für viele Gemeinden eine wichtige Einnahmequelle.

    In manchen Regionen sind einzelne Wildtierbestände durch den Wolf kurz vor die Ausrottung getrieben worden. Beispielsweise betrifft dieses Problem das Muffelwild, welches aufgrund seines Fluchtverhaltens eine leichte Beute für den Wolf ist.

    Wie versterben Wölfe

    Wölfe werden nicht nur geboren, sondern sterben auch irgendwann. Es gibt umfangreiche Statistiken darüber, woran Wölfe in Deutschland verstorben sind. Die Statistik zeigt, dass der überwiegende Teil der Wölfe in Verkehrsunfällen zu Tode kommt. Das ist nicht nur für den Wolf qualvoll, sondern hinterlässt oft traumatisierte, verletzte oder tote Menschen. Die zweithäufigste Todesursache sind natürliche Tode. Darunter fällt beispielsweise, wenn ein Wolf im Kampf um ein Territorium getötet wird, Wolfswelpen von Luchs, Fuchs oder Sau gerissen werden, oder ein Wolf aufgrund eines hohen Alters verstirbt. Es ist anzunehmen, dass die in den Statistiken auftauchenden Zahlen dazu nicht vollständig sind.

    Auch geschossene Wölfe tauchen in der Statistik auf. Ein Teil von ihnen wurde legal im Rahmen des Wolfsmanagements entnommen und ein Teil illegal geschossen.

    Diagram Todesursachen der Wölfe

    Der Wolf in anderen Ländern der Welt

    Wölfe finden sich nicht nur in Deutschland. Ursprünglich besiedelten sie nahezu die ganze Welt. Nur in Afrika, Australien, Grönland, Südamerika und Südostasien kamen sie nicht vor. In etwa der Hälfte des Verbreitungsgebietes hat man sich jedoch dazu entschieden, die Wölfe auszurotten.

    Weltweit wird der Bestand an Wölfen auf etwa 250.000 Exemplare geschätzt, Tendenz stark steigend.

    In den meisten Ländern, in denen der Wolf vorkommt, wird er bejagt. Auch in Europa ist das der Fall. So werden beispielsweise in den folgenden Ländern regelmäßig Wölfe geschossen:

    • Bulgarien
    • Estland
    • Finnland
    • Frankreich
    • Griechenland
    • Lettland
    • Litauen
    • Slowakei
    • Schweden
    • Rumänien (auf Antrag)
    • Spanien
    • Schweiz (auf Antrag)

    Außerhalb von Europa ist die Jagd auf den Wolf nahezu flächendeckend erlaubt.

    Wolfsdichte im Vergleich zur Einwohnerdichte

    Der Wolf scheint vor allem dort für Probleme zu sorgen, wo er auf den Menschen trifft. Wir haben uns im Laufe unserer Geschichte immer weiter ausgebreitet und sind dabei in den Lebensraum des Wolfes eingedrungen. Nur noch an sehr wenigen Orten Europas findet man unberührte Natur. Der überwiegende Großteil wurde zur Kulturlandschaft. Hier leben wir und produzieren die für unsere Ernährung notwendige Nahrung.

    Noch ist unklar, wie wir den Konflikt zwischen Mensch und Wolf lösen wollen. Doch es ist offensichtlich, dass er dort am größten ist, wo viele Menschen auf kleinem Raum leben.

    Drei Szenarien, wie wir mit dem Wolf umgehen könnten

    Wir müssen uns als Gesellschaft überlegen, wie wir den Konflikt mit dem Wolf lösen wollen. Dazu gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, die gewählt werden können. Hier male ich drei mögliche Lösungswege und Szenarien auf, die ich für denkbar halte.

    1. Prävention, Kompensation und Abschuss auf Antrag

    Dieser Lösungsweg entspricht der aktuellen Lage. Der Wolf steht weiter unter Naturschutz, darf nicht bejagt werden und breitet sich in Deutschland weiter aus. Die Viehhalter sind in der Pflicht, ihre Nutztiere mit Zäunen und Herdenschutzhunden zu schützen. Sollten sie dennoch gerissen werden, erhalten sie eine finanzielle Entschädigung.

    In diesem Szenario halte ich es für unausweichlich, dass es zu immer stärkeren Konflikten kommen wird. Die Kosten, die ein Wolf verursacht, schießen weiter durch die Decke, die Landschaftspflege durch Schafe wird unmöglich und unsere Wildbestände schrumpfen weiter.

    Das wird Auswirkungen auf das Angebot an Wildbret haben, zu sinkenden Steuereinnahmen führen und vor allem die Menschen in ländlichen Regionen sehr belasten.

    Es wird immer häufiger dazu kommen, dass Wölfe, die nachweislich Nutzvieh reißen, zu Problemwölfen deklariert werden und auf Antrag entnommen werden können. Da die optisches Identifizierung eines Wolfes auf Ansitz praktisch nicht möglich ist, wird es zu vielen Fehlabschüssen kommen, die weiter Öl in das Feuer gießen.

    Leider halte ich dieses Szenario für besonders realistisch, aber nicht für intelligent.

    2. Wir reduzieren den Wolfbestand erheblich

    Unsere Vorfahren haben sich irgendwann dafür entschieden, dass sie den Wolf ausrotten möchten. Übergriffe auf Nutztiere wie Schafe, Ziege und Hunde wurden zu einem so großen Problem, dass diese radikale Entscheidung getroffen wurde. Auch heute könnten wir uns als Gesellschaft dazu entschließen, dass Großraubwild in unserem dicht besiedelten Land keinen Platz hat und es scharf bejagen. Der Wolf würde eine Jagdzeit eingeräumt bekommen, wahrscheinlich analog zu Fuchs, Dachs, Marderhund & Co und Jäger werden dazu angehalten, möglichst hohe Abschusszahlen zu erreichen.

    Das würde die Problematik deutlich entschärfen, aber wohl auch den Zorn vieler Menschen auf die Jägerschaft schüren. Darüber hinaus würde unser Artenreichtum in Deutschland um ein faszinierendes Wildtier ärmer werden.

    3. Es werden Wolfskerngebiete definiert

    Vom Rot- und Damwild kennen wir bereits das Konzept der Kerngebiete. Analog könnten wir Areale definieren, in denen Wölfe akzeptiert sind und Areale, in denen er erlegt werden soll.

    In Hegegemeinschaften könnten Abschusspläne ausgearbeitet werden, die einen sicheren Wolfsbestand anstreben und den Zuwachs abschöpfen.

    In Regionen, in denen keine Wölfe vorkommen sollen, beispielsweise aus Gründen des Naturschutzes oder um eine Gefährdung von Menschen und deren Nutztieren zu vermeiden, wird scharf und ohne Abschussplan auf Wölfe gewaidwerkt.

    Meiner Meinung nach wäre diese Vorgehensweise die sinnvollste. Wir könnten dem Wolf dort, wo er ein sicheres Habitat findet, ein Dasein ermöglichen. Gleichzeitig würden wir jedoch den Konflikt deutlich entschärfen, für mehr Akzeptanz sorgen und die Interessen beider Lager in Einklang bringen können.

    Gleichzeitig hätte man in diesem Szenario Planungssicherheit. Anwohner, Viehtreiber, Naturschützer und Jäger wüssten im Vorfeld, wie in der entsprechenden Region mit Wölfen verfahren wird und können gemeinsam an der Umsetzung der Pläne wirken.

    Abschließende Worte

    Aktuell kochen die Emotionen hoch und an diesem Thema sind schon viele Streitereien ausgebrochen. Es ist an der Zeit, alle Parteien an einen Tisch zu bringen und eine Lösung zu finden, welche die Interessen von Mensch, Wolf und anderem Wild vereint. Je länger wir damit warten, desto verhärteter werden die Fronten sein. Der Gesetzgeber, Naturschutzverbände und die Jägerschaft sollten dazu beitragen, dass sich ihre Mitglieder die Hand reichen und gemeinsam an einer nachhaltigen Lösung des Problems arbeiten können. Nur auf diese Weise kann ein friedliches Miteinander erreicht und langfristig etabliert werden.

    Quellen

    https://www.wolfsmonitoring.com/biologie-und-lebensweise/reproduktion

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsmonitoring

    https://www.dbb-wolf.de/Wolfsvorkommen/territorien/entwicklung-diagramm

    https://www.umwelt.niedersachsen.de/download/186130/Modellbasierte_Populationsstudieueber_den_Wolf_in_Niedersachsen_als_Teilaspekt_zum_Erhaltungszustand_in_Deutschland.pdf

    https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf

    https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/18886.html

    https://de.wikipedia.org/wiki/Tiger_von_Sabrodt

    https://www.bauernverband.de/themendossiers/wolf/themendossier/wie-viele-woelfe-leben-bereits-in-deutschland

    https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/wolf-rudel-deutschland-anzahl-100.html

    https://www.bmuv.de/themen/naturschutz-artenvielfalt/artenschutz/nationaler-artenschutz/der-wolf-in-deutschland

    https://www.jagdzeit.de/meldungen/wie-man-anderswo-in-der-eu-wolfe-jagt

    https://www.agrarheute.com/politik/hohe-kosten-wolf-kostet-6600-euro-jahr-596487


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