Das Muffelwild hat es sehr schwer in Brandenburg. Die Populationen sinken dramatisch und das letzte in Deutschland lebende Wildschaf steht kurz vor der Ausrottung. Hier erfährst du alles über die Gründe und mögliche Auswege.
Das findest du in diesem Artikel
Das Muffelwild ist das einzige Wildschaf, das in Deutschland angetroffen werden kann. Ursprünglich aus Sardinien und Korsika stammend, hat es sich ab dem 19. Jahrhundert in Deutschland verbreitet. Das Muffel (Ovis ammon musimon) wurde zunächst im damaligen Schlesien und in Harz ausgewildert und eroberte von dort an die deutschen Wälder und Freiflächen.
Lange trug es zur Pflege der Heideflächen bei und leistete so einen Beitrag zum Artenreichtum Deutschlands.
Über viele Jahrzehnte konnte sich das Muffelwild ausbreiten. In vielen Regionen sah man große Rudel, bestehend aus Schafen, Widdern und Lämmern. Besonders spektakulär war stets die Paarungszeit, auch Brunft genannt, die meist zu Beginn des Oktobers stattfand.
Heute kennen die meisten Menschen das Muffelwild nur noch aus Tiergehegen.
Der Grund dafür ist der enorme Rückgang der Muffelpopulationen, der besonders in Brandenburg gut dokumentiert werden konnte.
Um zuverlässige Aussagen über den Bestand an Muffelwild treffen zu können, wendet man sich an die Jägerschaft. Diese kennt die Wildbestände und liefert zudem über die Streckenmeldungen seit vielen Jahren Indizien für einen starken Rückgang der Population.
Während im Jahr 2014/2015 in Brandenburg noch 839 Muffel auf der Jagd erlegt werden konnten, wurden die Sichtungen immer seltener und erreichten im letzten Jahr einen traurigen Tiefstpunkt (60 Muffel).
Trotz der immer schwächeren Bejagung sinkt die Zahl der wilden Muffel von Jahr zu Jahr. Die Wildart ist in Brandenburg akut vom Aussterben bedroht.
Das Muffelwild leidet stark unter dem Prädatorendruck, denn es findet kaum Möglichkeiten, sich vor Wolf und Luchs in Sicherheit zu bringen. Aufgrund des Fluchtverhaltens sind die letzten wilden Schafe Deutschlands ein gefundenes Fressen – vor allem für den Wolf. Da Muffelwild besonders gute Augen hat, verlässt es sich stark auf den Sehsinn. Dieser ist jedoch in der dunklen Nacht nicht besonders hilfreich.
Hinzu kommt, dass Muffelwild nach kurzer Flucht verharrt und versucht, den Verfolger zu eräugen. Dies kommt dem ausdauernden Wolf sehr gelegen.
Es ist auffällig, dass die fallenden Jagdstrecken und die steigenden Wolfspopulationen stark miteinander zusammenhängen.
Je mehr Wölfe in Brandenburg bestätigt wurden, desto weniger Muffelwild wurde gesehen.
Schon heute gibt es kaum noch Muffel in Brandenburg. Die letzten Vorkommen werden von den dort zuständigen Jägern gehegt und umsorgt, jedoch stehen sie auf verlorenem Posten. Während sie bereits in den meisten Landkreisen Brandenburgs ausgerottet wurden, gibt es noch verbliebene Populationen in den Landkreisen Oberhavel, Uckermark und Prignitz.
Da sie jedoch eine leichte Beute für den Wolf sind und diese in vielen Landkreisen nicht mehr vorkommt, besteht enorme Gefahr für Muffelrudel.
Wenn wir das Wildschaf in Deutschland für zukünftige Generationen erhalten wollen, müssen wir dringend und sofort handeln.
Es ist schwer zu ertragen, dass das Muffelwild sehenden Auges dem Wolf geopfert wird. Während bei einer stetig zunehmenden Anzahl Wölfe, die wohl schon längst die Muffelpopulation in den Schatten stellt, noch immer nicht von einem günstigen Erhaltungszustand die Rede ist, akzeptiert man Achselzuckend, dass das letzte wildlebende Schaf Deutschlands ausgerottet wird.
Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, könnten folgende Maßnahmen helfen:
Wie alle anderen Wildarten auch, muss der Wolf bejagt werden. Die Erfahrungen aus nahezu allen anderen Europäischen Ländern zeigt, dass eine Schwerpunktbejagung des Wolfes dazu beiträgt, dass seine Population konstant bleibt, er wieder Scheu vor dem Menschen entwickelt und gefährdete Wildarten gezielt geschützt werden können.
Niemand will den Wolf ausrotten, doch eine unkontrollierte und ungehinderte Ausbreitung kann ebenfalls nicht gewollt sein.
Da das Muffelwild mittlerweile in vielen Regionen ausgerottet wurde, können wir nicht mehr auf eine Erholung der Bestände hoffen. Um dennoch auch für zukünftige Generationen das Wildschaf zu erhalten, müssen neue Individuen ausgewildert werden.
Es liegt auf der Hand, dass sich kein natürliches Gleichgewicht zwischen Wolf und Muffelwild ohne menschliches Zutun einstellen kann. Der Wolf hat das Muffelwild bereits an den Rand der Ausrottung gebracht und erfreut sich bester Zuwachsraten.
In Zukunft sollte genau beobachtet werden, wo und in welcher Geschwindigkeit sich die Populationen beider Wildarten entwickeln, um frühzeitig aktiv werden zu können.
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