Bleifreie oder bleihaltig Munition | Vor- und Nachteile

Bleihaltige Munition ist seit langem ein Standard in der Jagd. Dennoch gibt es immer mehr Bestrebungen, auf bleifreie Alternativen umzusteigen. Dieser Artikel untersucht die Gründe für die anhaltende Popularität von bleihaltiger Munition und die Vorteile und Nachteile beider Munitionstypen.

Alternativen zu bleihaltiger Munition gibt es?

Die steigende Besorgnis über die Umwelt- und Gesundheitsrisiken bleihaltiger Munition hat zur Entwicklung und Verbreitung verschiedener bleifreier Alternativen geführt. Diese Alternativen sind darauf ausgelegt, ähnliche ballistische Eigenschaften wie Bleimunition zu bieten, jedoch ohne die negativen Auswirkungen auf die Natur und die Gesundheit von Wildtieren und Menschen. Hier sind die wichtigsten Alternativen im Detail:

1. Kupfermunition

Kupfer ist das am häufigsten verwendete Material für bleifreie Munition. Kupfergeschosse zeichnen sich durch eine hohe Dichte und Festigkeit aus, was zu einer guten Durchschlagskraft und kontrollierten Deformation beim Auftreffen auf das Ziel führt. Diese Deformation ist wichtig, um eine effektive Energieabgabe und somit eine humane Tötungswirkung zu gewährleisten. Kupfermunition hat den Vorteil, dass sie keine giftigen Rückstände hinterlässt und sowohl im Kaliberbereich als auch in der Jagdpraxis vielseitig einsetzbar ist.

2. Zinnmunition

Zinn ist ein weiteres Material, das zunehmend als Alternative zu Blei verwendet wird. Zinngeschosse sind etwas leichter als Kupfergeschosse, bieten jedoch eine ausreichende Durchschlagskraft und gute Deformationseigenschaften. Ein großer Vorteil von Zinn ist seine Umweltfreundlichkeit, da es keine giftigen Rückstände hinterlässt und biologisch abbaubar ist. Zinnmunition eignet sich besonders für Jäger, die Wert auf nachhaltiges Jagen legen.

3. Eisenmunition

Eisen oder Stahl wird ebenfalls als Alternative zu Blei verwendet, insbesondere in Ländern mit strengen Umweltauflagen. Eisenmunition hat eine hohe Härte und kann daher beim Auftreffen auf das Wild weniger stark deformieren als Blei oder Kupfer. Dies kann zu einer tieferen Durchdringung führen, erfordert jedoch oft eine genauere Platzierung des Schusses. Ein weiterer Vorteil von Eisenmunition ist ihre Kosteneffizienz, da sie im Vergleich zu Kupfer und Zinn günstiger ist.

4. Bismutmunition

Bismut ist ein schweres Metall, das ähnliche ballistische Eigenschaften wie Blei aufweist. Bismutgeschosse bieten eine gute Energieübertragung und sind biologisch abbaubar, was sie zu einer umweltfreundlichen Alternative macht. Allerdings ist Bismut teurer in der Herstellung, was sich auf den Preis der Munition auswirken kann. Trotz der höheren Kosten wird Bismutmunition aufgrund ihrer hervorragenden Leistung und Umweltfreundlichkeit zunehmend beliebter.

5. Legierte Munition

Es gibt auch verschiedene legierte Munitionen, die mehrere Materialien kombinieren, um die besten Eigenschaften zu vereinen. Diese Legierungen können aus Kupfer, Zinn, Bismut und anderen Metallen bestehen, um eine optimale Balance zwischen Durchschlagskraft, Deformation und Umweltfreundlichkeit zu erzielen. Diese High-Tech-Munitionen sind oft das Ergebnis umfangreicher Forschung und Entwicklung und bieten Jägern eine leistungsstarke und umweltfreundliche Option.

Tipp: Wenn du dich auf Jagdreisen begibst, solltest du dich im Vorfeld über die lokalen Vorschriften informieren. So stellst du sicher, dass du vor Ort keine Überraschungen erlebst und nicht auf deine Munition zurückgreifen kannst.

Vor- und Nachteile von bleihaltiger und bleifreier Munition

Munitionstyp	Vorteile	Nachteile
Bleihaltige Munition	Hohe Dichte und Energieabgabe Gute ballistische Eigenschaften Verformung und Aufpilzen Verfügbarkeit und Kosten	Umweltbelastung Gesundheitsrisiken Regulierungen und Verbote
Bleifreie Munition	Umweltfreundlichkeit Keine Gesundheitsrisiken durch Blei Gesetzliche Konformität	Kosten Ballistische Unterschiede Härte und Durchschlagskraft Verfügbarkeit

Weshalb ist bleihaltige Munition so beliebt?

Bleihaltige Munition hat sich über die Jahre als Standard in der Jagd etabliert, und das aus mehreren guten Gründen. Diese Munitionstypen bieten zahlreiche Vorteile, die sowohl technische als auch praktische Aspekte umfassen. 

Kurz zusammengefasst: 

Die Popularität bleihaltiger Munition lässt sich auf ihre hervorragenden physikalischen Eigenschaften, die guten ballistischen Leistungen, die effektive Energieabgabe beim Auftreffen, die Wirtschaftlichkeit sowie die tief verwurzelte Tradition in der Jagdkultur zurückführen. Trotz der zunehmenden Verbreitung von bleifreier Munition bleiben diese Vorteile für viele Jäger entscheidende Gründe, weiterhin auf bleihaltige Munition zu setzen.

1. Hohe Dichte und Masse

Blei hat eine hohe Dichte, was bedeutet, dass bleihaltige Geschosse bei gleichem Volumen schwerer sind als viele andere Materialien. Diese hohe Dichte verleiht den Geschossen eine größere kinetische Energie, was sich in einer besseren Durchschlagskraft niederschlägt. Dies ist besonders wichtig bei der Jagd auf größere Wildarten, bei denen eine tiefe Penetration erforderlich ist, um lebenswichtige Organe zu erreichen und eine humane Tötung sicherzustellen.

Auch wenn bleifreie Munition in mehr Jagdunfällen involviert ist, spielt das für die Jagdhaftpflichtversicherung keine Rolle.

2. Gute ballistische Eigenschaften

Die ballistischen Eigenschaften von Blei sind hervorragend. Bleigeschosse fliegen stabil und sind weniger anfällig für Winddrift und andere äußere Einflüsse. Dies ermöglicht präzise Schüsse auch auf größere Entfernungen. Die Stabilität im Flug und die gleichmäßige Ballistik sind entscheidende Faktoren für die Treffgenauigkeit, was bleihaltige Munition besonders für Jäger attraktiv macht, die auf präzise Treffer angewiesen sind.

3. Verformung und Energieabgabe

Beim Auftreffen auf das Ziel verformt sich Blei stark, was zu einer effektiven Energieabgabe führt. Diese Verformung, auch bekannt als Aufpilzen, sorgt dafür, dass das Geschoss seine kinetische Energie schnell an das Gewebe abgibt, was zu einem schnellen Ausschalten des Wildes führt. Dies minimiert das Leiden des Tieres und reduziert die Gefahr von langen Fluchtstrecken, was für eine ethische Jagd von großer Bedeutung ist.

4. Kosten und Verfügbarkeit

Bleihaltige Munition ist in der Regel kostengünstiger und weit verbreitet. Die Produktionstechnologie für bleihaltige Geschosse ist gut etabliert, was zu niedrigeren Produktionskosten führt. Dies macht bleihaltige Munition für viele Jäger zur wirtschaftlichen Wahl, insbesondere wenn sie regelmäßig und in größeren Mengen jagen. Darüber hinaus ist bleihaltige Munition in den meisten Jagdgeschäften leicht erhältlich, was den Zugang und die Versorgung sicherstellt.

5. Tradition und Gewohnheit

Ein weiterer Grund für die Beliebtheit bleihaltiger Munition ist die Tradition. Viele Jäger haben ihre ersten Erfahrungen mit bleihaltiger Munition gemacht und sind mit deren Handhabung und Leistungsfähigkeit vertraut. Diese langjährige Nutzung hat zu einer gewissen Gewohnheit und Vertrauensbasis geführt, die schwer zu durchbrechen ist. Jäger schätzen die bewährte Zuverlässigkeit und sind oft skeptisch gegenüber neuen, ungetesteten Alternativen.

6. Technologische Fortschritte

Auch wenn bleihaltige Munition als traditionell gilt, hat sie sich technologisch weiterentwickelt. Moderne bleihaltige Geschosse sind oft mit Mantelgeschossen ausgestattet, die die Deformation kontrollieren und die Flugstabilität verbessern. Diese technologischen Verbesserungen haben dazu beigetragen, die Leistungsfähigkeit und Präzision bleihaltiger Munition weiter zu steigern.

Wo muss bleifrei gejagt werden, wo darf man mit Blei jagen?

Bundesland	Bleifrei Pflicht (Staatsforste)	Bleifrei Pflicht (Naturschutzgebiete)	Bleihaltig erlaubt (Private Jagdgebiete)
Bayern	Nein	Ja	Ja
Baden-Württemberg	Ja	Ja	Ja
Berlin	Ja	Ja	Nein
Brandenburg	Ja	Ja	Nein
Bremen	Ja	Ja	Nein
Hamburg	Ja	Ja	Nein
Hessen	Ja	Ja	Ja
Mecklenburg-Vorpommern	Ja	Ja	Ja
Niedersachsen	Ja	Ja	Ja
Nordrhein-Westfalen	Ja	Ja	Ja
Rheinland-Pfalz	Ja	Ja	Ja
Saarland	Ja	Ja	Ja
Sachsen	Ja	Ja	Ja
Sachsen-Anhalt	Nein	Ja	Ja
Schleswig-Holstein	Ja	Ja	Ja
Thüringen	Ja	Ja	Ja

Statistiken und Studien – Nachsuchen und Totflucht bei bleifreier Munition

Der Wechsel von bleihaltiger zu bleifreier Munition hat in der Jägerschaft zu einer intensiven Diskussion über die Wirksamkeit und die praktischen Auswirkungen auf die Jagd geführt. Insbesondere die Nachsuche und die Totflucht von Wildtieren bei der Verwendung von bleifreier Munition sind wichtige Themen, die durch verschiedene Studien und Statistiken beleuchtet wurden. Hier fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und analysieren die Ergebnisse im Detail.

Studienergebnisse zur Totflucht

Die Totflucht beschreibt die Strecke, die ein Wildtier nach einem Treffer zurücklegt, bevor es verendet. Verschiedene Studien haben untersucht, ob es Unterschiede in der Totflucht zwischen bleihaltiger und bleifreier Munition gibt:

1. Deutscher Jagdverband (DJV) Studie: Eine Studie des DJV hat gezeigt, dass die Totflucht bei bleifreier Munition im Durchschnitt länger sein kann als bei bleihaltiger Munition. Dies liegt daran, dass bleifreie Geschosse oft härter sind und weniger stark aufpilzen, was zu einer geringeren sofortigen Energieabgabe führt. Dies kann dazu führen, dass das Wild länger flüchtet, bevor es verendet.
2. Universität Göttingen Untersuchung: Die Universität Göttingen führte eine umfassende Untersuchung durch, bei der verschiedene Munitionstypen in der Praxis getestet wurden. Dabei stellte sich heraus, dass die Totflucht bei bleifreier Munition im Durchschnitt etwa 15-20% länger war als bei bleihaltiger Munition. Die Forscher betonten jedoch, dass dies stark von der Qualität der verwendeten bleifreien Munition und der Schussplatzierung abhängt.
3. Skandinavische Studien: In Skandinavien, wo bleifreie Munition weit verbreitet ist, zeigen Studien, dass die Totflucht bei der Verwendung hochwertiger bleifreier Munition kaum länger ist als bei bleihaltiger Munition. Dies wird auf die verbesserte Technologie und das bessere Design moderner bleifreier Geschosse zurückgeführt.

Nachsuchen-Statistiken

Die Nachsuche ist ein wichtiger Aspekt der Jagd, bei dem verletztes Wild aufgespürt und erlöst wird. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse aus verschiedenen Studien:

1. DJV-Umfrage unter Jägern: Eine Umfrage des DJV unter deutschen Jägern ergab, dass etwa 25% der Befragten häufiger Nachsuchen durchführen mussten, als sie auf bleifreie Munition umstiegen. Hauptgrund hierfür war die längere Totflucht und die geringere sofortige Ausschaltung des Wildes.
2. Erfahrungsberichte von Berufsjägern: Berufsjäger, die regelmäßig mit beiden Munitionstypen arbeiten, berichten, dass die Nachsuchen bei bleifreier Munition zwar zunehmen können, dies aber durch eine angepasste Schussplatzierung und die Wahl hochwertiger Munition kompensiert werden kann. Einige Berufsjäger betonen, dass mit der richtigen bleifreien Munition und präziser Schusstechnik die Unterschiede in der Nachsuche minimal sind.
3. Langzeitstudie in Mecklenburg-Vorpommern: Eine Langzeitstudie in Mecklenburg-Vorpommern, bei der über einen Zeitraum von fünf Jahren die Nachsuchen bei der Jagd mit bleihaltiger und bleifreier Munition dokumentiert wurden, zeigte, dass die Anzahl der Nachsuchen bei bleifreier Munition nur geringfügig höher war. Entscheidend war hier die Verwendung von modernster bleifreier Munition und die Schulung der Jäger im Umgang mit dieser.

Fazit aus den Studien

Die Studien und Statistiken zeigen, dass es Unterschiede in der Totflucht und der Anzahl der Nachsuchen zwischen bleihaltiger und bleifreier Munition gibt, diese jedoch stark von der Qualität der Munition und der Schusstechnik abhängen. Moderne bleifreie Munition hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht und kann bei richtiger Anwendung nahezu die gleichen Ergebnisse wie bleihaltige Munition erzielen.

Wichtig ist, dass Jäger, die auf bleifreie Munition umsteigen, sich intensiv mit den spezifischen Eigenschaften der neuen Munition vertraut machen und ihre Schießtechnik entsprechend anpassen. Durch Schulungen und praktische Erfahrungen können die potenziellen Nachteile von bleifreier Munition minimiert und die Vorteile voll ausgeschöpft werden. Die Wahl der richtigen Munition bleibt somit eine individuelle Entscheidung, die sorgfältig abgewogen werden muss, um ethische und effiziente Jagdergebnisse zu gewährleisten.

Meine persönliche Meinung

Ich in der Meinung, dass hier mal wieder eine ideologische Dikussion geführt wird, unter die wir Jäger leiden müssen.

Ja, der Eintrag von Blei in unsere Landschaft ist nicht gut und ja, Bleirückstände in einem Lebensmittel sind ebenfals nicht gut.

Die eingetragene Menge Blei ist allerdings verschwindend gering und der Schusskanal wird von allen Jägern und Metzgern ausgeschnitten, sodass keinerlei Bleirückstände im Wildbret zu finden sein werden.

Blei bietet viele verschiedene Vorteile auf der Jagd. Besonders wichtig ist jedoch, dass es sicherer ist, die Risiken von Jagdunfällen vermeidet und das Wild effektiver und tierschutzkonform tötet.

Es erschließt sich mir nicht, weshalb in einem Ruck Blei vollständig verboten wird. Sinnvoller wäre es, wenn man den Bleianteil der Geschossen schrittweise reduzieren würde, um Erfahrungswerte mit der Stoppwirkung und eventuellen Abprallern sammeln zu können.

Quellen

1. https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/jagd/bleifreie-jagdgeschosse.html
2. https://www.jagdverband.de/die-totungswirkung-entscheidet
3. https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/aktuelles/presseinformationen/detail/~29-03-2021-bleifrei-jagen-schuetzt-verbraucherinnen-und-verbraucher-sowie-die-natur#
4. https://de.wikipedia.org/wiki/Bleifreie_Munition
5. https://boku.ac.at/fileadmin/data/H03000/H83000/H83200/Publikationen/Forschungsbericht_bleifreie_Buechsenmunition_IWJ.pdf
6. https://www.jagdverein-rheingau.de/wp-content/uploads/2014/11/6000_Nachsuchen.pdf